Diese Studie widmet sich der mystischen Theologie der ersten Sufis (1./8. bis 4./10. Jahrhundert), ausgehend von zwei Nachschlagewerken, die Teil der ältesten arabisch verfassten Abhandlungen über den Sufismus sind: Kitâb alta`arruf li madhab ahl al-tasawwuf von Abû Bakr al-Kalâbâdhî (gest. um 385/995) und Kitâb al-luma` von Abû Nasr al-Sarrâj (gest. 378/988). Kalâbâdhî und Sarrâj dachten, dass der Ruf der Sufis von sogenannten Sufis getrübt wurde, die weder das Verhalten noch die spirituelle Erfahrung von Sufis hatten, die diesen Namen verdient. Dies veranlasste sie, ihre jeweilige Abhandlung zu schreiben, um die Prinzipien und Wissenschaften des authentischen Sufismus aufzudecken, der seine Quelle im Koran, der prophetischen Tradition sowie im Konsens der frommen Ältesten hat. Die mystischen und theologischen Erfahrungen der Sufis sind laut Kalâbâdhî und Sarrâj Teil eines komplexen Kampfes gegen die Seele, die sie als Quelle des Bösen und der Abweichungen betrachten. In diesem Kampf verzichten die Sufis vollständig auf Weltlichkeit, um sich der Meditation, der Anrufung Gottes und allen Arten von ergänzenden Praktiken zu widmen, dank derer sie bedeutende spirituelle Vorteile erlangen, die je nach den Umständen „Stufen“ oder spirituelle „Zustände“ genannt werden ". Ihre Verhaltensweisen, ihre religiösen Praktiken sowie alle ihre Aktivitäten sind stark von ihnen eigenen Anstandsregeln und spirituellen Anstandsregeln geprägt. Dank der fraglichen Regeln kann man den wahren Sufi vom falschen unterscheiden. Diese beeindruckenden Anstandsregeln betreffen alle Tätigkeitsbereiche und werden von den Sufis während ihrer gesamten Reise auf dem Weg Gottes in die Praxis umgesetzt. Regeln, die sie vom Beginn ihres spirituellen Lebens bis zu ihrem Tod zu respektieren trachten.