Angst und Hoffnung müssen den gläubigen Diener in der Anbetung, die er seinem Herrn widmet, ständig anspornen und begleiten. Angst und Hoffnung sind untrennbar. Wie zwei Flügel tragen sie den Aspiranten in seinem Bemühen, Allah näher zu kommen.
Wie jede Stufe des spirituellen Weges, erklärt Imam al-Ghazali, beinhaltet die Stufe der Angst und Hoffnung die Assimilation von Wissen und die Verwirklichung eines inneren Zustands, die zum Erwerb von Tugenden führen, die sich selbst durch entsprechende Handlungen ausdrücken.
Al-Ghazali legt diese unterschiedlichen Dimensionen in dem für seine Schriften charakteristischen didaktischen und klaren Stil ausführlich dar und bezieht sich dabei auf den Koran, das prophetische Vorbild und das Beispiel der Heiligen des Islam.
Es ist mehr als eine theoretische Darstellung, es ist eine erbauliche Lektion, die zum Herzen des Gläubigen spricht und die auch die spirituelle Erfahrung des Autors bezeugt. Es gibt Grade von Angst und Hoffnung, die je nach ihrem Ziel und dem spirituellen Fortschritt des Aspiranten variieren.
Gemäß dem Koran fürchten unter Seinen Dienern nur die Gelehrten Allah“ (35:28). Das Wissen und die Praxis von Angst und Hoffnung, die von Meistern wie al-Ghazali gelehrt werden, führen den Schüler zunächst dazu, sich zu einer immer reineren und aufrichtigeren Anbetung zu erheben: Allah für sich selbst anzubeten, und nicht aus Angst vor der Strafe der Hölle oder Hoffnung die Belohnung des Paradieses.
Doch wenn diese Angst und diese Hoffnung überwunden werden sollen, geht es nicht darum, alle Angst und alle Hoffnung aufzugeben, sondern zu wissen, wer allein wirklich der Furcht und Hoffnung würdig ist.