Im Umgang mit dem Islam war Voltaire ein treuer Erbe des 17. Jahrhunderts und der wahre Vertreter des 18. Jahrhunderts. Meist griff er nur die Ideen seiner Vorgänger und Zeitgenossen auf. Dass ihm der Islam mal als Steckenpferd, mal als Antwort auf seine eigenen religiösen Bestrebungen, mal als Objekt seines Hasses diente, übersetzt nur seine inneren Wirren, die stets den widersprüchlichen Bestrebungen seiner Zeit entsprachen. Der arabische Prophet zieht jedoch mehr und mehr die Aufmerksamkeit Voltaires auf sich. Er unternimmt daher umfangreiche Recherchen, die nur bei ihm enden werden. Aber auf dem Weg dorthin macht er Entdeckungen: Dieser Mohammed ist nicht so „ignorant und wild“, wie die Devotees ihn haben wollten; seine Religion ist nicht so "unvereinbar mit der Vernunft", wie es die christlichen Proselyten darstellten ...
Was ihm am Mohammed-Kult gefällt, ist vor allem die Einzigartigkeit eines „sehr körperlosen“ Gottes. Das Fehlen von Geheimnissen und die dogmatische Einfachheit des Islam sind zwei weitere Elemente, die er bewundert. All dies stand in völligem Gegensatz zu den religiösen Überzeugungen seiner Zeit.
In all dem war Voltaires Rolle die eines Journalisten. Sein größtes Verdienst ist es, das, was andere besser gesagt haben, populär zu machen als er. Wenn seine ersten Angriffe gegen den Islam die Skepsis von Diderot und seinen Mitarbeitern verstärkten, wird seine ziemlich verspätete Bewunderung für diese Religion Savary inspirieren, der einen neuen Koran machen und die Moral des Islam "auf dem Naturrecht begründet" finden wird. Dank Voltaires wiederholter Wiederholungen begrub er die fromme Tradition, die dem Islam und dem Propheten feindlich gesinnt war.